Freitag, 31. Januar 2014

Schaukeln und gesunde Zähne.

 

Zeit mal wieder etwas zu berichten.
Am 5. Januar fand wohl das Großereignis von Human Wave in jedem Jahr statt – die Annual Cultural Function. Das ist quasi ein großes Fest, wo alle Tutorials mit Beiträgen der Dancing Class, Drama Class oder auch Brotochary vertreten sind. Dabei geht es weniger um die Qualität der Beiträge, als das möglichst viele Kinder beteiligt sind und auf der großen Bühne stehen können. Das gibt natürlich ordentlich Selbstbewusstsein für Eltern und SchülerInnen. Ich glaube für alle Beteiligten ist diese Veranstaltung ein absolutes Highlight und das freut mich natürlich besonders für die Kinder. Ich war wirklich erstaunt wie gut und selbstbewusst die Meisten aufgetreten sind, speziell die Drama Class und die älteren Tänzerinnen haben unglaublich viel Spaß und Freude an ihrem Tun ausgestrahlt.
Zusätzlich wurden noch aus jedem Tutorial diverse Kinder für z.B. regelmäßiges Kommen oder gute Leistungen ausgezeichnet und konnten stolz unter den Augen ihrer Eltern einen Preis in Empfang nehmen.
Wir Freiwilligen leisteten auch einen Beitrag und sangen gemeinsam mit unserer Gesangslehrerin den Song „Anananda Loke“ vom bengalischen Nobelpreispoeten Rabindranath Tagore. Im Übrigen sind wir jetzt noch zwei Leute mehr geworden bei unserer netten Gastfamilie. Jakob und Chanel aus den U.S.A werden hier auch einige Monate verweilen, um Freiwilligenarbeit zu leisten und die Beiden haben auch gleich mal mitgesungen.

Im Tutorial hat mit dem Jahreswechsel auch das neue Schuljahr angefangen, sodass jetzt alle eine Klasse höher sind. Nach wie vor macht es mir Spaß zu unterrichten, was vor allen Dingen an den lieben Kindern liegt.
Als wir am Anfang des Jahres von Niels Eltern kurz Besuch hatten, brachten diese doch glatt 140 Zahnbürsten für die Tutorials Lalkuthi und Ardashanagore mit, sodass wir ein Oral Health Camp organisierten. Dafür kam einen Morgen ein Zahnarzt ins Tutorial und erklärte den aufmerksamen SchülerInnen, wie und warum man Zähne putzt. Am Ende bekam jedes Kind eine Zahnbürste und es gab ein gemeinsames großes Putzen. Das war wirklich eine gute und gelungene Aktion denke ich, teilweise hatten die Kinder nämlich vorher keine Zahnbürste, da dafür in den Familien wohl nicht so die Notwendigkeit gesehen wurde.
Am 25. Januar gab es dann wohl ein weiteres Highlight für die Kinder in Lalkuthi: der Exposure Visit. Das ist quasi der alljährliche Wandertag, dieses Jahr in den etwa eine Stunde entfernten Maliya Park, eine Art Freizeitpark mit Spielplatz usw.. Schon als wir früh ankamen waren die Kinder teilweise total aufgeregt und hatten sich extra schick gemacht für diesen besonderen Anlass. Wir fuhren dann zu dreißigst auf der Ladefläche eines Kleintransporters, was für uns genauso aufregend war wie für die Kinder. Das Human Wave Banner hatten wir vor die Motorhaube gespannt und in Kombination mit der kreischenden Meute zogen wir wirklich alle Blicke am Straßenrand auf uns, was wohl die beste Werbung für Human Wave überhaupt ist. Angekommen, spielten und tobten alle etwa 5 Stunden in diesem Park, es gab Eis und vor der Abfahrt auch noch Mittagessen. Irgendwie war nahezu kein Kind in der Lage sich selber auf der Schaukel anzuschubsen, was bei mir fast zu Muskelkater am nächsten Tag geführt hätte. Fast eine Stunde am Stück kann da schon verdammt anstrengend werden :). Auf der Rückfahrt waren alle dann so ausgepowert und müde, dass einige SchülerInnen sogar trotz der holprigen Fahrt eingeschlafen sind. Insgesamt ein wunderbarer Tag für alle Anwesenden.
Im Februar steht dann schon wieder das nächste Ereignis im Tutorial an: Saraswati Puja. Saraswati ist die Göttin der Bildung und wird deshalb in den meisten Schulen an diesem Tag gefeiert.
Soweit erstmal wieder die besten Neuigkeiten aus Mankundu.
Sonnige Grüße mit milden 23°C tagsüber im kältesten Monat des Jahres!

Hannes

„Wo man singt, da laß' dich ruhig nieder,
böse Menschen haben keine Lieder."
 - Johann Gottfried Seume -

Zähneputzen

... selbst für harte Jungs mal gut!

auf geht's zum Maliya Park!

Montag, 6. Januar 2014

Eine große Reise.

 

Nun bin ich schon wieder fast eine Woche zurück und es ist inzwischen schon wieder so viel passiert, dass es mir schwer fällt, etwas über unsere große Reise zu berichten.
Wir haben viele Plätze gesehen, Eindrücke bekommen, Fotos gemacht und Menschen kennengelernt. Wenn man drei Wochen aus seinem Rucksack lebt, freut es mich aber auch wieder sesshaft im so vertrauten Mankundu zu werden. Fast ausschließlich sind wir in touristisch frequentierten Orten gewesen und die prasselnden Eindrücke drücken sich in einer Dauermüdigkeit aus.
In Erinnerung bleiben wird mir Vieles, was haben wir erlebt?:
Zunächst waren wir im Bundesstaat Rajasthan und schaute uns dort diverse Städte an.
Eklig und zugleich faszinierend ist der so genannte Rattentempel in Bikaner, einer Stadt in Rajasthan. Dort gibt es eine Legende, wonach irgendein Gott oder ein Mensch in der Inkarnation einer Ratte zu diesem Ort zurückkehren wird, weshalb alle Ratten, die in diesem Tempel leben, gefüttert werden. Während wir da so barfuß zwischen den Tierchen herumpatschten, sahen wir sogar eine der seltenen weißen Ratten, was angeblich Glück bringen soll. Mal sehen wie lange es anhält :).
Besonders gefallen hat mir Udaipur, eine Stadt zwischen Bergen am See. Dort gibt es das berühmte, schwimmende Lake Palace Hotel, wo auch schon ein James Bond Film gedreht wurde, der gefühlt in jedem zweiten Lokal für die zahlreichen Touristen gezeigt wird. Generell hatte ich den Eindruck, dass zumindest in den großen Städten Rajasthans viele Menschen vom dem starken Tourismus leben und sich vielleicht auch deshalb eine größere Mittelschicht in den Orten gebildet hat. Aufgefallen sind mir nämlich z.B. viele Privatwagen, die man in der Umgebung Mankundus nur selten erblickt. Aber eigentlich steht mir nach einem nur zweiwöchigen Aufenthalt da überhaupt kein Urteil zu.
Zu Weihnachten sind wir dann nach Delhi gefahren, eigentlich mit dem Plan, zu einem Gottesdienst von einem deutschen Pfarrer dort zu gehen, den wir zuvor in Kolkata einmal kennengelernt hatten. Leider wurde daraus wegen unserer Zugverspätung nichts. Dafür haben wir dann Heiligabend mit Niels Eltern verbracht, die jetzt zu dieser Zeit auch nach Indien gekommen waren. Wir sangen gemeinsam Weihnachtslieder, es gab mitgebrachte Stolle und sogar eine Bescherung. Das war sehr schön.
Nach den Weihnachtsfeiertagen sind wir noch für einen Tag nach Agra gefahren, natürlich auch um das Taj Mahal zu sehen. Ja, man brauch eigentlich nur „Indien“ zu googeln, um dessen Schönheit bewundern zu können, aber ich kann euch sagen, dass man erst live erkennt, warum es das meistfotografierteste Gebäude der Welt ist :). Die Geschichten und der Größenwahn, die mit diesem Mausoleum zusammenhängen, bringen mich immer wieder zum zynischen schmunzeln. Errichtet für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal, gilt dieses Prunkwerk als Zeichen für unvergängliche Liebe, obwohl er noch 72 weitere Gattinnen hatte! Weiterhin ließ er im Wahn nach perfekter Symmetrie und damit Schönheit, eine Moschee, welche sich daneben befand, auf der anderen Seite genauso abbilden. Da diese aber nun nicht nach Mekka zeigt, kann sie nicht als solche genutzt werden und steht seitdem einfach nur so rum.
Auf dem Rückweg nach Kolkata machten wir dann noch einen Stopp in Varanasi, der heiligsten Stadt für Hindus. Zu dieser Stadt am Ganges mit ihren zahlreichen Ghats und Tempeln pilgern jährlich viele Menschen, nicht zuletzt, um dort zu sterben. Denn wer in Varanasi stirbt und an einem der zahlreichen Ghats verbrannt und in den Ganges geschüttet wird, durchbricht den Kreislauf der Wiedergeburt. Mark Twain beschrieb das besondere Flair der Stadt einmal so:
„Benares ist zweimal so alt wie Geschichte, Überlieferung und Sage zusammengenommen.“

Das nehme ich jetzt einfach mal als Schlusswort :).
Liebe Grüße und frohes neues Jahr!

Euer Hannes

Gut gekaut ist halb verdaut
Sandwüste
neue Freunde
im Rattentempel
Hier wurde "Octopussy" gedreht
Hier wurde "Slumdog Millionair" gedreht
Varanasi