Sonntag, 22. September 2013

Drachen, Peace Day und Biswakarma Puja

 

Wieder ist eine Woche um und ich wende mich zu dir, geschätzter Leser. In dieser Woche waren im Tutorial relativ wenige Kinder da, was an Biswakarma Puja lag, dem Fest zu Ehren des Gottes Biswakarma. Was uns zunächst als relativ kleine Puja (Fest) von Tapas dargestellt wurde und auch nur einen einzigen freien Tag, den Dienstag, mit sich brachte, entpuppte sich als ein für uns fröhliches, farbenfrohes Fest in Mankundu. Am Dienstagabend selbst, gingen wir mit Tapas zu den Feierlichkeiten, wo wir laute Musik, Gesang, bunte Lichter und das Abbild des geschmückten Biswakarma genossen. Auch wurden wir auf Kaffee und Misti (süßes Gebäck) eingeladen. Die Feierstimmung durchzog dann für uns überraschend noch die ganze Woche, so war am Mittwoch in Lalkuthi laute Musik zu vernehmen und die Teilnahme am Tutorial hielt sich in Grenzen. Das hatte allerdings für uns den Vorteil, einmal intensiv die anwesenden Kinder und ihren Leistungsstand kennenzulernen. Den Nachmittag bastelten wir dann mit Tapas Schnüre an gekaufte Drachen aus Papier und versuchten sie von unserem Dach aus steigen zu lassen. Dies gelang uns allerdings nicht so gut, sodass Tapas Onkel, ein geübter Drachensteiger, uns zur Hilfe kam. Das war wirklich unglaublich spaßig und scheint wohl eine Tradition zu dieser Puja zu sein. So versuchen die unzähligen Drachen am Himmel gegenseitig ihre Schnur zu durchtrennen, sodass der andere abstürzt. Das gelang Tapas Onkel auch zweimal, ehe er sich geschlagen geben musste.
Am Freitagabend vernahmen wir dann, gemütlich in unserem Zimmer sitzend, laute Musik, welche immer näher zu kommen schien. Wir spurteten aufs Dach und sahen im vom Vollmond erleuchteten und unter Sternenhimmel liegenden Mankundu eine näherkommende Parade. Wir machten uns auf den Weg zur Straßenkreuzung und sahen das große Abbild von Biswakarma an uns und vielen weiteren Schaulustigen vorbeiziehen. Dazu ertönte livegespielte Musik aus großen Lautsprechern und schien in der Ferne von der Dunkelheit verschluckt zu werden. Dieser Moment war wirklich schön und gibt uns einen Vorgeschmack auf die im Oktober stattfindende Durga Puja, das bedeutendste Fest in West-Bengalen.
Diesen Samstag dann war der internationale Weltfriedenstag (Peace Day), zu dessen Anlass Human Wave und der SCI India beziehungsweise Lokalgruppe Westbengalen ein Meeting veranstaltete. Uns wurde die Ehre zuteil, neben den anderen Programmpunkten, eine kleine Rede zu halten, die wir vorher erarbeitet hatten. Dieses von Tapas geleitete Treffen war wirklich sehr angenehm und endete in eine Diskussion über Frieden. Wir kamen hinterher auch noch mit einer Vertreterin von SCI Westbengalen ins Gespräch, welche schon einmal am Incoming – Programm des SCI Deutschland teilgenommen hat und deshalb schon mal für vier Wochen in Deutschland war. Immer wieder schön zu hören, dass der SCI auch ein entsprechendes Reverse – Programm organisiert und es so einen Austausch in beide Richtungen gibt.
So sitze ich an unserem freien Sonntag unter dem Ventilator und sende liebe Grüße!

Hannes

                                                                  Biswakarma Puja


                                                                   Drachen steigen


                          Drachen am Himmel (nein, dass ist nicht nur Dreck am Bildschirm :D)

Montag, 16. September 2013

Nomoshkar!

Wir schreiben Sonntag den 15.09.2013 um 19:28 nach indischer Zeit und die erste Woche innerhalb des Tutorials liegt hinter mir und den anderen drei Freiwilligen. Wie angekündigt, schreibe ich in diesem Beitrag etwas über unseren Tagesablauf und Human Wave, der gemeinnützigen NGO, für die wir arbeiten.
Der Tag für uns vier Freiwillige beginnt mit einem Weckerklingeln um bereits 5:45. Nach dem morgendlichen Cha verlassen Mira und ich das Haus, um mit dem Zug eine Station nach Badreshwar zu fahren. Dort befindet sich Lalkuthi, der Ort indem wir zwei für die kommenden Monate hauptsächlich arbeiten werden. Das Tutorial Lalkuthi von Human Wave dient dazu, um die Kinder neben der staatlichen Schule zu fördern, bzw. Nachhilfe zu geben und die Gemeinschaft der Bewohner zu stärken. Jeder Morgen beginnt mit dem Ausfegen des Schulgebäudes und damit, dass wir die Kinder mit einer Klingel in die Schule locken (die Klingel wird dabei natürlich gern von schon anwesenden Schülern bedient, sodass ich immer mal wieder versprechen muss: "Morgen kommst du dran" :D ). Nachdem großen gemeinsamen Hände waschen und Zähne putzen, wird erstmal der "Good-Morning-Song" und die indische Nationalhymne gesungen, ehe der Unterricht wirklich losgeht. Das Tutorial geht von Balwadi, eine Art Vorschule, bis zur 7. Klasse. Die Kinder sitzen bei ihrer jeweiligen Klasse zusammen mit einem Lehrer auf Matten, die wir vorher ausgebreitet haben. Diese Woche haben sich Mira und ich jeden Tag zu verschiedenen Klassen gesetzt, um erst einmal die Kinder und Lehrer kennenzulernen. In Zukunft müssen wir überlegen, ob wir nicht eine Klasse gemeinsam komplett übernehmen, oder uns jeweils einige Schüler aus den Klassen herausnehmen und diese gesondert unterrichten. Was uns nämlich aufgefallen ist, dass der Leistungsunterschied teilweise wirklich sehr groß ist. Nach etwa 1,5 Stunden um 9:15 endet der Unterricht, da die Kinder ja teilweise auch noch in eine staatliche Schule gehen. Mira und Ich fahren dann mit dem Zug wieder zurück und treffen auf Johanna und Niels, welche in dem anderen Tutorial in Ardashanagore arbeiten.
Eine weitere Aufgabe für uns ist dann das Verwalten des Mikrokreditprogramms von Human Wave, was im Prinzip wie eine Bank funktioniert und die Leute Kredite aufnehmen oder Sparen können. Dabei erzielt Human Wave nicht wirklich einen Gewinn. Wir tippen dafür jeden Tag die eingezahlten Beträge im Büro von Human Wave in den Computer ein.
Am Nachmittag werden wir in Zukunft noch einmal zu den jeweiligen Tutorials fahren, um die anderen Angebote zu unterstützen. So gibt es hier z.B. Brotochary (spielerische Kulturvermittlung), eine Dancing Class, Sport Class, Drawing Class ...
Bisher haben wir es, außer einmal Dancing Class, noch nicht wirklich geschafft, daran teilzunehmen, da wir noch einige formelle Sachen, wie z.B. unsere Registration hier in Indien zu erledigen hatten.
So wird in Zukunft wohl unser Tagesablauf aussehen. Das Tutorial findet von Montag bis Samstag statt, sodass wir den Sonntag immer frei haben.

Was passiert sonst so?:
Jeden zweiten Tag nehmen wir im Moment Bengali - Unterricht (die Amtssprache von West - Bengalen), um uns in Zukunft besser verständigen zu können. Auch wenn uns der Satzbau noch etwas schwer fällt, merken wir schon deutliche Fortschritte und können auf die Frage, ob wir denn Bengali sprechen, mit "ôlpo - ôlpo" (wenig) antworten.
Für den Sonntagabend haben wir beschlossen die gute alte Tradition des Tatorts beizubehalten, da Mira einige DVD's der Kommissare Börne und Thiel mitgebracht hat :D.

Liebe Grüße!

Hannes 

Dienstag, 10. September 2013

Mehr als angekommen ...

Hallo geehrter Blogleser, ich melde mich nun aus unserer kleinen Freiwilligen - WG inmitten des idyllischen Mankundus und kann sagen, dass es mir, und da spreche ich sicherlich auch für die anderen drei Freiwilligen - Johanna, Niels und Mira, äußerst gut geht.
Wir sind jetzt mittlerweile schon beinahe eine ganze Woche hier und fühlen uns sehr wohl. Großen Anteil daran hat unsere Gastfamilie bestehend aus Tapas und Ratna unseren Gasteltern sowie Mimi unsere Gastschwester und Tunka unseren Gastbruder, welche uns wirklich sehr herzlich empfangen haben.
In den ersten Tagen kümmerten wir uns mit Tapas um einige Formalien, erkundeten Mankundu, gingen in der Nachbarstadt Chandannagar um einen Spaziergang am Ganges zu machen und Tapas Schwester zu besuchen. Am Samstag machten wir zusammen mit Ratna und Mimi einen Ausflug mit dem Zug nach Kolkata, der 14 Millionen Einwohner Metropole. Die Zugfahrt dauerte etwa eine Stunde. In Kolkata selbst konnte ich noch nicht annähernd ein Überblick gewinnen über diese gewaltige Stadt.
Weiterhin besuchten wir die Tutorials in Lalkuthi und Ardashanagore, wo wir demnächst zur Unterstüzung arbeiten werden. Dort wurden wir jeweils sehr herzlich mit Blumenketten von Kindern und Lehrern empfangen, obwohl wir bisher noch nichts gemacht haben oder uns sonst irgendwie qualifizieren. Im Rahmen des jährlich stattfindenen Teacher's Day wurde auch noch ein buntes Programm aus Sketchen, Tänzen und Zitaten durch die Kinder aufgeführt und die Lehrer für ihr Engagement geehrt.
Seit nun drei Tagen gehen Mira und Ich regelmäßig ins Tutorial nach Lalkuthi und unterstützen den Unterricht. Wie das genau aussieht und was das Tutorial genau ist, dazu später mehr.

 Der Blick von der Dachterasse unseres Hauses bei Regen

 Johanna, Ich, Niels und Mira (von links)


Liebe Grüße aus dem zur Zeit noch etwas verregneten Mankundu!
Hannes

Sonntag, 1. September 2013

Und los geht's ...

 

Morgen kommt nun der Tag, den ich immer für weit entfernt gehalten habe. Der Tag des Abfluges. Momentan ist meine Gefühlslage irgendwas zwischen euphorisch und angespannt und mir kommt es so vor, als komme der Aufbruch etwas überstürzt. Der Koffer ist jedenfalls gepackt und ich denke auf mich wartet ein Jahr voller Überraschungen sowie positiver und negativer Erfahrungen!

Herzliche Grüße und bleibt gesund!
Hannes